Chronik

Die Geschichte des Schützenverein Hegensdorf e.V. ist erst durch jüngste Urkundenentdeckung und einen Hinweis in der Hegensdorfer Gemeindechronik geklärt. In der Notiz von 1818 heißt es: „Die hier seit undenklichen Zeiten bestehende Schützengesellschaft zählt jetzt etwa 40 Mann und hat eine Fahne und Trommel.“

Als ziemlich sicher erscheint, dass die Gesellschaft schon 1729 bestand. Als wahrscheinlich gilt, dass es auch in Hegensdorf, wie in früheren Jahrhunderten in vielen Orten üblich, eine Notgemeinschaft zur Verteidigung von Hab und Gut gab. Aus diesen „Heimatschützern“ gingen die Schützengesellschaften hervor. Ihr Zusammenschluss erfolgte häufig während des 30-jährigen Krieges oder auch als im siebenjährigen Krieg, Söldnertruppen plündernd und brandschatzend durch die Lande zogen. In den Statuten von 1852 kommt deutlich zum Ausdruck: „Der Schützenverein bezweckt einen wohlwollenden Gemeinsinn, Belebung des Bürgersinnes, Ehre und honnettes Betragen unter den Bürgern und Bürgersöhnen der Gemeinde Hegensdorf zu befördern, sowie ihre dankbare Anerkennung an seine Majestät dem König, dem vielgeliebten Landesvater an den Tag zu legen, zugleich aber thätige Hülfeleistungen bei Feuerbrünsten und sonstigen gemeinsamen Gefahren“.

Die damalige Festordnung unterscheidet sich von unserer heutigen in einigen Punkten. Weiter ist genau festgelegt, wer am Fest teilnehmen darf sowie das Verbot des Schießens während des Marsches. Im Jahre 1907 erfolgt eine Änderung. Nun wird das Vogelschießen nicht mehr am ersten, sondern am zweiten Festtag durchgeführt. Auch werden 1907 schon Hofdamen erwähnt, bis sie aber zum ersten Mal auch am Hofe des Königs erscheinen, vergehen noch 20 Jahre. 1927 erobern sich die Frauen ihren Platz in der Männergesellschaft. Zwei Jahre zuvor hat sich bei den Offizieren der Zylinder als Kopfbedeckung durchgesetzt.

Bis zum Jahre 1924 fand das Schützenfest im Aftetal an der rechten Wegseite zum Hohenroden in den Wiesen statt. Man feierte dort im Zelt. Die Vogelstange stand jedoch damals schon in der Nähe der späteren Schützenhalle. Das alte Schützenzelt stand nach dem ersten Weltkrieg nicht mehr zur Verfügung. Man musste für hohe Leihgebühr ein Zelt leihen. Aber bald darauf entschloss sich die Gemeinde, eine Halle zu bauen, welche der Schützenverein alljährlich benutzen konnte.

alte halleAus der Chronik um 1925 ist folgendes zu entnehmen: Eine schon seit Jahren viel besprochene Angelegenheit hat in diesem Jahre ihre befriedigende Erledigung gefunden. Die Gemeinde hat nämlich zur Abhaltung von Festlichkeiten der Vereine, und für größere Versammlungen sowie Jugendübungen, eine massive Jugend- und Volkshalle erbaut, an der Kreisstraße, an dem sogenannten Bleichplatz, welcher auch immer als Schützenfestplatz benutzt wurde. Die Anfuhr der Baumaterialien wurde von hiesigen Landwirten besorgt, die Bauarbeiten sind von den Handwerkern und Arbeitern hiesiger Gemeinde ausgeführt. Das Bauholz ist aus dem Gemeindewalde Leibergerberg angeliefert worden. Diese Halle hatte eine freitragende Dachkonstruktion, welche es in dieser Zeit in näherer Umgebung noch nicht gab. Besonders durch den Einsatz der jungen Schützenbrüder bei den Instandsetzungsarbeiten der Halle konnte nach neunjähriger Unterbrechung im Jahre 1948 erstmals wieder ein echtes Volksfest gefeiert werden.

Deutlichster Markenstein in der neueren Geschichte ist der Bau der neuen Gemeindehalle im Jahr 1974. Die Gemeinde baute mit tatkräftiger Unterstützung aller Bürger und des Heimatbund eine neues Schützenhaus. Der „wohlwollende Gemeinsinn“ aus den Statuten von 1852 bestätigt sich auch heute noch. Bereits im Jahre 1975 wurde die Stadt Büren im Zuge der kommunalen Neuordnung Eigentümerin der Gemeindehalle. Im Jahre 1979 (07. – 09 Juli) feierte das Dorf (904 Einwohner) im Seitental der Afte sein 1000-jähriges Bestehen sowie der Heimatbund sein 250-jähriges Jubiläum. Vor der imponierenden Kulisse von insgesamt zwölf Schützen- und Kriegervereinen und zahlreichen Zuschauern überbrachte Bürgermeister Theo Böhle die Glückwünsche der Stadt Büren. Weitere Ehrengäste waren neben allen Ortsvorstehern des Bürener Stadtgebietes Kreisdirektor Hermann Kaup, Stadtdirektor Theo Weischer, Standortkommandant Schrivjers sowie Kreisschützenoberst Felix Klingenthal. In seiner Festansprache machte Böhle deutlich, welchen Aufschwung die tausendjährige Gemeinde genommen habe. Auch wenn der Blick zurück als „die gute, alte Zeit“ erschien, so sei der Fortschritt dennoch unverkennbar. Hegensdorf sei noch im Jahre 1800 vom Verkehr abgeschlossen gewesen, das Schulwesen lag völlig im argen. An die Schützen unter Führung Oberst Konrad Füser wandte sich der Bürgermeister mit den Worten: „Der Gemeinsinn ist heute wichtiger denn je“. Gerade nach Verlust vieler Selbständigkeiten sei es die vorrangige Aufgabe der Schützenvereine, die Gemeinschaft zu pflegen.

neue halle

Am 13. Juli 1981 (Schützenfestsonntag) wurde die Gemeindehalle in Hegensdorf dem Schützenverein offiziell übergeben. Die Freude in Hegensdorf war groß, denn es ging ein jahrelanger Traum in Erfüllung. Bürgermeister Lues überreichte an Oberst Füser symbolisch einen dimensionalen Schlüssel, der auch nach außen sichtbar dokumentiert, wer in Zukunft in der Gemeindehalle in Hegensdorf das Sagen hat. Nach monatelangen Verhandlungen zwischen der Stadt Büren und dem Heimatbund Hegensdorf wurde ein 30 Jahre gültiger Pachtvertrag geschlossen, der die Hegensdorfer in eine nahezu eigentumsähnliche Position bringt. Bürgermeister Lues betonte in seiner Gratulationsrede, dass die Handlung als ein Ersatz für die verlorene Selbstverwaltung nach der kommunalen Neugliederung zu verstehen sei. „Das Vereinsleben soll unbürokratisch aktiviert werden“. Die Hegensdorfer Schützen verpflichten sich auf der einen Seite, alle anfallenden Unterhaltungsmaßnahmen durchzuführen, um auf der anderen Seite aber niemanden mehr fragen zu brauche wer „Herr im Hause ist“.